Biographie
Ernst Emil Schlatter - ein Grafiker und Maler
Ernst Emil Schlatter wurde am 27. November 1883 in Zürich als Sohn des Schlossermeisters Eduard Schlatter und seiner Frau Albertine (geb. Jaeger) geboren. An der Hochfarbstrasse in Zürich betrieb der Vater eine kleine Schlosserei und die Mutter führte ein Bettwarengeschäft. Die Familie Schlatter stammte ursprünglich aus dem Kanton Schaffhausen mit Bürgerort Büttenhardt.
Ernst wuchs als Drittältester mit den vier Geschwistern Aline, Eduard, Fritz und Hans in Zürich-Unterstrass auf und besuchte die städtische Primar- und Sekundarschule.
Ab 1898 absolvierte Ernst E. Schlatter eine vierjährige Berufslehre als Lithograph beim Polygraphischen Institut Zürich.
1905 im Alter von 22 Jahren zog er nach Stuttgart, arbeitete dort zuerst ein halbes Jahr als Lithograph bei Otto Seger und studierte anschliessend anderthalb Jahre an der Kunstgewerbeschule bei Lang, Kolb, Rochga und Cissarz. Seine Skizzenbücher aus jener Zeit zeigten bereits den weiteren Weg hin zum Künstlerischen.
Am liebsten malte und zeichnete er in der freien Natur, die er als seine höchste Lehrmeisterin bezeichnete. Er blieb der naturalistischen Darstellung in seinen Werken lebenslang treu, sie entsprach seinem bürgerlichen Charakter.
Nach zwei Jahren kehrte er nach Zürich zurück, arbeitete als freier Grafiker und wurde dann Mitarbeiter der Graphischen Anstalten Fretz, Müller und Wolfensberger, sowie bei Trüb in Aarau. Er spezialisierte sich auf Plakate und entwickelte neue Techniken für die Anwendung der Farblithographie, für die er eine ausgesprochene persönliche Neigung und grosse Begabung hatte.
1910 folgte ein weiterer Studienaufenthalt in München. Hier vollzog sich der Übergang vom Grafiker zum meisterhaften Zeichner von Landschaften und schliesslich zum Kunstmaler.
Zurück in Zürich wurde Ernst E. Schlatter künstlerischer Leiter der Kunstanstalt Wolfensberger (1911/1913). Nun stand nicht mehr das Handwerk, sondern die Kunst im Vordergrund. Unter den Plakaten, die er persönlich schuf, haben viele ihren künstlerischen Wert bis heute erhalten. Sie sind auch international anerkannt. Die hohe Qualität seiner Arbeiten, besonders der Städtebilder in Lithographie, brachten ihm hohe Anerkennung und schliesslich die Berufung an die Kunstgewerbeschule Zürich (1917-1920).
Während seiner Münchner Zeit 1910 lernte Ernst E. Schlatter auch seine Lebensgefährtin Franziska Hermle (geb. 6. März 1889, Tochter von Lorenz u. Ursula Hermle) aus Rottweil kennen, die er liebevoll auch "Fanny" nannte. Mit ihr trat er am 13. April 1912 in den Ehestand. Sie wurden Eltern von zwei Töchtern; Marie Elisabeth ("Bethli") geb. 2. Januar 1913 und Franziska Erika ("Erica") geb. 17. Dezember 1915.
1920 begann Ernst E. Schlatter als freischaffender Künstler zu arbeiten. Am 1. Oktober 1920 zog Ernst Emil Schlatter mit seiner Familie ins schöne Fischer- und Bauerndorf Uttwil am Bodensee, wo er zuerst im Haus der Fabrikantenfamilie Schubert wohnte und 1925 direkt am See sein Wohn- und Atelierhaus "Moosacker" am Seeweg bezog. Er fand hier seine neue Heimat und war bis an sein Lebensende als Maler und Grafiker tätig.
Thurgauer Landschaften, vor allem am Bodensee, Darstellungen aus der Bergwelt, aber auch Blumenstillleben wie auch Karikaturen waren seine beliebtesten Sujets. Er schuf auch Serienwerke in Mappen- oder Postkartenform, u.a. „Der Untersee“ um 1910, „Lithographien aus der Stadt Zürich“ um 1918, „12 Schlösser im Kanton Aargau“ um 1928, „Arosa im Winter“, um 1934, „Der Kanton Thurgau“, 1941. Seine Landschaftsmotive fand er aber auch auf seinen zahlreichen Reisen in der Schweiz, in Süddeutschland, in Italien und Frankreich. Speziell fallen die exotischen Motive derjenigen Bilder auf, welche Ernst E. Schlatter Anfang der 1950er-Jahre schuf, während und nachdem er im damaligen Südrhodesien (heute: Simbabwe) seine dort verheiratete Tochter Elisabeth besucht hatte.
Ernst Emil Schlatter ist kein revolutionärer Sucher, er bricht nicht aus dem Konventionellen aus. Aber sein künstlerischer Ausdruck ist unverwechselbar, in seinen Landschaften ebenso wie in den meisterhaften Porträts.
Ernst E. Schlatter war während Jahren Präsident der Zürcher Künstlervereinigung (1919-1924/1953-1954). Ab 1925 war er Mitglied der internationalen Künstlervereinigung Bodenseegebiet 'Der Kreis' (1925-1937), in deren Vorstand er mitwirkte. Schlatter diente auch während vielen Jahren dem Vorstand des Thurgauer Heimatschutzes als Aktuar und der Gesellschaft für Literatur und Musik in Romanshorn als künstlerischer Berater. 1953 entwarf er für den Männerchor Uttwil die neue Vereinsfahne, wofür ihm 1954 die Ehrenmitgliedschaft verliehen wurde.
Am 13. September 1954 schloss der Künstler nach kurzer, schwerer Krankheit seine Augen und wurde in Uttwil bestattet.
1943 erschien im Morgarten-Verlag in Zürich eine ausführliche Monographie über Ernst Emil Schlatter, verfasst von Karl Hoenn.
Quellen:
www.kunstmarkt-online.ch / Hans Widmer, St. Gallen
Thurgauer Jahrbuch 1955, Nachruf
Briefe von E. E. Schlatter an Karl Hoenn, 1943
Archiv der Gemeinde Uttwil
Ernst E. Schlatter, Kunstmaler, Uttwil (Thg.), um 1935
Foto aus Artikel 'Ernst E. Schlatter: ein Künstlerleben',
Autor Fritz E. Moser, in der Zeitschrift 'Am häuslichen Herd : schweizerische illustrierte Monatsschrift',
Band (Jahr) 1939 (1935-1936)
Quelle: www.e-periodica.ch
Porträts
Selbstbildnis 1943
Zeichnung, Bleistift
erstellt für das Buch 'Ernst E. Schlatter - Eine Monographie', Verfasser Karl Hoenn / Ernst E. Schlatter, erschienen im Morgarten-Verlag Zürich, 1943
anlässlich des 60. Geburtstages des Künstlers
Foto um 1950
Porträt im Artikel 'Uttwil und seine Künstler - Der Maler E. E. Schlatter und sein Kreis', erschienen im 'Schweizer Familien Wochenblatt', Nr. 43 vom 28. Oktober 1950, in der Reihe 'Mein Dorf''.
Das Umschlagbild zeigt ein Gemälde von E. E. Schlatter mit einer idyllischen Ansicht des Dorfbaches im Uttwiler Oberdorf.
Foto
Porträt im Buch 'Ernst E. Schlatter', Verfasser Dino Larese, erschienen im Bodensee-Verlag Amriswil, 1953
anlässlich des 70. Geburtstages des Künstlers
Zur Erinnerung
Nachruf
Im 'Thurgauer Jahrbuch 1955' (Redaktion: Dino Larese) wurde in der Rubrik 'Die Toten des Jahres' ein Nachruf zu Ernst Emil Schlatter mit dem Verfasser-Kürzel 'C.' veröffentlicht, und dazu das obige Foto.
Friedhof
Ernst Emil Schlatter wurde 1954 auf dem Friedhof neben der Uttwiler Kirche bestattet.
Das Grab wurde nach der Ruhefrist aufgehoben, aber der Grabstein blieb erhalten.
Zur Erinnerung wurde der Stein unter die grosse Trauerweide neben dem Gemeinschaftsgrab platziert - gleich daneben der Grabstein des Schriftstellers Paul Ilg.
Grabstein
Ernst Emil Schlatter
Maler und Grafiker, 1883-1954
"O wie schön ist Deine Welt,
Vater, wenn sie golden strahlet
und Dein Glanz herniederfällt
und den Staub mit Schimmer malet,
wenn das Rot, das in der Wolke blinkt,
in mein stilles Fenster sinkt.
Schubert - Lappe"
aus dem Gedicht
'Im Abendrot' von Karl. G. Lappe,
Lied/Musik von Franz Schubert
Seine Familie
Meine Mutter
Zeichnung, Dez. 1939
Anna Schlatter-Jäger
Quelle: Bild 53 in 'Ernst E. Schlatter - Eine Monographie', Verfasser Karl Hoenn / Ernst E. Schlatter, erschienen im Morgarten-Verlag Zürich, 1943
In Schlatter's Jugendzeit im Quartier Zürich-Unterstrass führte seine Mutter neben dem Haushalt noch ein Bettwaren-Geschäft
Meine Frau
Zeichnung, April 1944
Franziska Schlatter-Hermle aus Rottweil D
Quelle: Abb. in 'Ernst E. Schlatter', Verfasser Dino Larese, erschienen im Bodensee-Verlag Amriswil, 1953
geb. 6. März 1889;
Tochter von Lorenz und Ursula Hermle;
Heirat am 13. April 1912 in Zürich;
von Schlatter auch liebevoll "Fanny" genannt
Elisabeth, 'Bethli'
Oelgemälde, 1929
Elisabeth Maria Schlatter, Tochter
Quelle (Abb.):
Foto aus Privatbesitz
geb. 02. Jan. 1913, Zürich;
Heirat mit Fritz Bernhard; sie lebten in den 1950er-Jahren mit Sohn in der Provinz Manicaland in Südrhodesien (heute: Simbabwe);
über den weiteren Verbleib ist leider nichts bekannt;
Erica
Zeichnung, 1939
Erika Franziska Helena Rosa Schlatter, Tochter
Quelle (Abb.): Kunstmuseum Thurgau
geb. 17. Dez. 1915, Zürich;
verstorben am 05. Aug. 1991 in Scherzingen TG;
Heirat am 28. Mai 1943 mit Frederik Karl Alexander Rombach aus Holland; geschieden am 8. Mai 1947;
Heirat am 10. Dez. 1951 mit Eduard Vontobel, von Meilen ZH, in Berg TG;
Sein Wohn- und Atelierhaus in Uttwil
erbaut 1924/1925; Architekt Albert Schellenberg, Kreuzlingen;
Lithografie, um 1930
Seeansicht (Nordosten)
von Ernst E. Schlatter
Das Wohn- und Atelierhaus 'Moosacker' wurde 1924/25 erbaut.
Das Badehaus kam etwas später dazu.
Zeichnung, Tusche, 2017
Seeansicht (Norden)
von Ralph Brühwiler
aus Booklet 'Skizzen und Notizen aus Uttwil - Ein Spaziergang durch die Geschichte bedeutender Häuser', Autor/Illustrator Ralph Brühwiler, herausgegeben von der 'Gesellschaft Frohsinn Uttwil', 2017
Foto, 2017
Landansicht (Südwesten)
von Ralph Brühwiler